Steigende Preise und wenig Wohnraum verändern den Immobilienmarkt in Andalusien
Wer sich aktuell für eine Wohnung oder ein Haus an der Costa del Sol interessiert, stellt schnell fest: Der Immobilienmarkt in der Region hat sich in den letzten Jahren spürbar verändert. Die Nachfrage ist hoch, die Preise steigen, und das Angebot kommt kaum hinterher. Gerade für deutschsprachige Käufer, die nach einem langfristigen Wohnsitz, einem Ferienhaus oder einer Investitionsmöglichkeit suchen, lohnt sich ein genauer Blick. Viele Entwicklungen spielen sich nicht mehr nur in den bekannten Küstenorten ab, sondern ziehen sich inzwischen über weite Teile der Region, mit Folgen für Käufer, Verkäufer und Einheimische gleichermaßen.
Preise ziehen an – nicht nur in den Hotspots
Marbella, Estepona, Benahavís, das sogenannte „Goldene Dreieck“ an der Küste gehört seit Jahren zu den gefragtesten Gegenden. Dort entstehen neue Wohnanlagen mit Pools, Sicherheitsdiensten und hochwertiger Ausstattung. Die Nachfrage ist hoch, die Preise ebenfalls. In Marbella liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis inzwischen bei knapp 5.000 Euro. In besonders exklusiven Lagen wird es noch deutlich teurer.
Aber auch in kleineren Orten steigen die Preise. Selbst in Gegenden, die früher als günstige Alternative galten, wie zum Beispiel Manilva oder Vélez-Málaga, sind die Zeiten der Schnäppchen vorbei. Viele Orte verzeichnen zweistellige Preissteigerungen im Jahresvergleich. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Nachfrage aus dem Ausland bleibt stark
Vor allem internationale Käufer sind es, die den Markt antreiben. Neben vielen Briten, die trotz Brexit weiter in Spanien investieren, sind auch Deutsche stark vertreten. Wer flexibel ist und im Homeoffice arbeiten kann, zieht nicht selten dauerhaft in den Süden. Andere kaufen für den Urlaub, planen für den Ruhestand oder sehen in der Immobilie eine Anlageform.
Das Interesse an der Region ist nachvollziehbar: gutes Wetter, vergleichsweise stabile Verhältnisse, angenehme Lebensqualität. Wer einmal vor Ort ist, versteht schnell, warum so viele hierherkommen. Die Infrastruktur ist gut ausgebaut, internationale Schulen und medizinische Einrichtungen sind vorhanden, und der Flughafen Málaga verbindet die Region zuverlässig mit Mitteleuropa. Dennoch sorgt der starke Zustrom für Anspannung auf dem Immobilienmarkt und merklich auch für Unmut bei den Einheimischen.
Bauen ja, aber nicht überall
Der Neubau kann mit der Nachfrage kaum Schritt halten. Laut einem Bericht der Bauwirtschaft in Málaga wird nur in rund einem Fünftel der Küstenstädte ausreichend gebaut, um den Bedarf zu decken. Besonders kritisch ist die Situation dort, wo Bauland knapp oder stark reguliert ist.
Hinzu kommen bürokratische Hürden. Baugenehmigungen dauern oft Monate, in manchen Fällen sogar Jahre. In der Zwischenzeit steigen Baukosten, und geplante Projekte verzögern sich oder werden ganz abgesagt. Die Folge: Der Markt wird enger, und was vorhanden ist, wird teurer.
Auswirkungen auf die Einheimischen
Während sich viele ausländische Käufer auf dem Immobilienmarkt nach wie vor gut bewegen können, geraten lokale Haushalte zunehmend unter Druck. Für viele Familien aus der Region wird es schwierig, in ihrer eigenen Stadt eine bezahlbare Wohnung zu finden. Manche Gemeinden diskutieren daher über Maßnahmen wie eine Begrenzung von Ferienwohnungen oder Auflagen für Investoren.
Auch Mietwohnungen sind knapp geworden, vor allem in zentralen Lagen oder in der Nähe des Strandes. Gerade in der Sommersaison werden viele Langzeitmieter verdrängt, weil Ferienvermietung deutlich lukrativer ist. Das sorgt für Spannungen, vor allem in den Städten entlang der Küste.
Wer heute kaufen will, sollte genau hinsehen
Die Frage, ob ein Immobilienkauf an der Costa del Sol derzeit sinnvoll ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Wer ein klares Ziel vor Augen hat, gut informiert ist und mit realistischen Erwartungen an die Sache herangeht, kann durchaus noch passende Objekte finden. Wichtig ist, nicht nur auf das Objekt selbst zu schauen, sondern auch auf Lage, Infrastruktur und rechtliche Rahmenbedingungen.
Gerade Letztere könnten sich in Zukunft verändern. In mehreren Gemeinden wird bereits über neue Regulierungen für Ferienvermietungen diskutiert, darunter strengere Auflagen für Airbnb und ähnliche Plattformen. Der politische Druck wächst, weil viele Einheimische kaum noch bezahlbaren Wohnraum finden. Einige Städte in Andalusien denken über Begrenzungen der Lizenzen oder über neue Steuerregelungen nach. Wer mit dem Gedanken spielt, ein Objekt zur Vermietung zu nutzen, sollte diese Entwicklungen aufmerksam verfolgen.
Auch bei Neubauten oder Projekten in bestimmten Lagen kann es Änderungen bei Bauvorschriften oder Nutzungsrechten geben. Unterstützung durch einen erfahrenen Anwalt oder Makler, der sich mit lokalen Gegebenheiten auskennt, kann daher viel Ärger ersparen.
Ein Blick abseits der bekannten Orte lohnt sich ebenfalls. Im Hinterland oder in kleineren Städten gibt es weiterhin gute Chancen, vor allem wenn man auf etwas Komfort verzichten kann.